SATA-Festplattenumschalter

 

Ich beschreibe hier eine einfache Möglichkeit für einen einfachen Festplattenumschalter für SATA-Festplatten.

Nun werden sich Einige fragen, wozu man sowas braucht.

Es ist ganz einfach: Möchte man z.B. zwei verschiedene Betriebssysteme auf seinem Rechner installieren, so ist der Festplatten-Umschalter eine einfache Möglichkeit, zwischen den beiden Systemen zu wählen. Dafür gibt es zwar Boot-Manager, doch ist das zweite System trotzdem nicht vor Zugriffen geschützt. Ich wollte eine Möglichkeit schaffen, dass das zweite System jeweils komplett "tot gelegt" ist. Das schützt auch vor Angriffen von Viren usw.

In meinem Fall habe ich auf der ersten Festplatte Windows XP und auf der zweiten Festplatte Windows 7 installiert. Die Festplatten habe ich so partitioniert, dass ich zwei Laufwerke auf jeder Festplatte habe, nämlich "System" (nur das Betriebssystem) und "Programme" (die jeweils installierte Software).

Meine Daten (Bilder, Musik, Videos) sind auf einer dritten Festplatte, diese bleibt immer eingeschaltet und ich habe von jedem Betriebssystem Zugriff.

So kann ich vor dem Start das Betriebssystem auswählen und der Rechner bootet dann in das entsprechende System. Von dem zweiten Betriebssystem ist nichts sichtbar, auch die dazu installieren Programme nicht.

Hauptsächlich habe ich das gemacht, um Windows 7 gründlich zu testen. Ich wollte mich nicht vorschnell von Windows XP trennen, da ich sehr viel für meine persönlichen Bedürfnisse eingerichtet hatte und ich nicht alles sofort in Windows 7 wieder einrichten wollte. So habe ich genügend Zeit dafür.

Zusätzlich läuft die zweite Festplatte jeweils nicht, da auch die Betriebsspannung abgeschaltet wird. Das spart Strom.

Der Aufbau ist nicht ganz einfach. Für Bastler mit Elektronik-Kenntnissen sollte es aber kein Problem sein. Die erste Platine habe ich in "wilder" Verdrahung auf einer UNI-Platine ausgeführt. Diese hat sofort funktioniert, sodass ich in Eagle ein Layout gezeichnet habe.

Die Schaltung ist einfach, ich schalte die Betriebsspannung mit einem Relais und die Datenleitungen mit zwei Relais um. Der Clou ist der Einsatz eines Timer-ICs NE555, damit man nur vor dem Start das Betriebssystem auswählen kann und nicht aus Versehen während des Laufens die Festplatte abschaltet. Das wäre fatal. So wird der Auswahl-Schalter nur für ca. 50 Millisekunden abgefragt. Eine Selbsthaltung hält dann den "umgeschalteten" Zustand, ein späteres Umschalten ist durch den Timer nicht mehr möglich. Eine Dreifarb-LED (grün, rot, Mischfarbe orange) zeigt den jeweiligen Zustand.

Die Platine ist so gestaltet, dass sie leicht hinter einer 5,25"-Blende montiert werden kann. Bei vielen Rechnern ist eine solche Blende frei. Die Kabel müssen in entsprechender Länge angelötet werden. Vorsicht bei den SATA-Kabeln, diese sind sehr empfindlich und lassen sich meist nicht gut abisolieren. Die neben den Daten-Adern laufenden Masse-Adern dürfen nicht abgeschnitten werden. Sie werden auf der Platine in die separate Massefläche eingelötet. Die Daten-Masse muss von der Betriebsspannungs-Masse isoliert sein, sonst gibt es Übertragungsstörungen. Das kann zum Absturz des Rechners führen.

Wenn alles fertig ist, sieht man an der Frontplatte nur den kleinen Schiebeschalter zur Auswahl des Betriebssystemes und die LED.

5,25"-Frintplatte mit Umschalter

Hier nun die Schaltung:

Schaltung

 

Und das Layout, in Eagle entworfen:

Das Board

Ich denke, das Meiste sollte selbsterklärend sein. Wollt Ihr den SATA-Festplattenumschalter nachbauen und habt noch Fragen, mailt mir einfach: KLICK

AKTUALISIERUNG 05.08.2016: Der Festplattenumschalter war bei mir nur ca. 1 Jahr in Betrieb. Dann kaufte ich ein neues Board mit schnellerer SATA-Schnittstelle. Ab da funktionierte der Umschalter nur noch schlecht, es gab Übertragungsfehler bis zum Systemabsturz. Offensichtlich sind die Kapazitäten der Relaiskontakte zu hoch. Also: NICHT MEHR NACHBAUEN! Ich verwende nur noch die Umschaltung der Spannung, das neue Board kann von verschiedenen SATA-Schnittstellen booten. Wenn man das Gerät nachbauen möchte, so benötigt man nur noch ein Relais und lässt die SATA-Kabel einfach an den Festplatten angesteckt. Das funktioniert natürlich auch und es git auch keinerlei Probleme.

 

AKTUALISIERUNG 10.12.2020: Ein Nachbau ist sinnlos geworden, die Datenrate ist mittlerweile so hoch, dass ein altes Relais es einfach nicht mehr schafft...

 

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